Memelenderi-Gedenkstein
Koordinaten: 55.716773 21.139609
Objektadresse: Skulpturenpark, Klaipeda, Litauen
Gemeinde: Klaipėda
Der Friedhof im Rostgarten, auf dem die Bürger ihr Vieh weideten, wurde 1820 für die Bestattung aller Bürger der verschiedenen Konfessionen eingerichtet: Lutheraner, Katholiken, Anglikaner und Andersgläubige, die keinen eigenen Friedhof besaßen. Für diesen Friedhof waren nicht mehr die Kirchen zuständig, sondern der Magistrat, der einen Grabinspektor ernannte. Rauchen und Hunde führen auf dem Friedhof war verboten. In der Mitte des 19. Jahrhunderts war das Grundstück fast voll, so dass es unter Zugabe von Balasterde wieder beigesetzt werden durfte. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Fläche um fast ein Drittel vergrößert. Die Friedhofsinspektoren wohnten in einem Steinhaus neben dem Friedhof. Heute befindet sich auf dem Gelände das Zentrum für Volksminderheiten-Kulturen der Stadtverwaltung Klaipėda (in der Sowjetzeit war in dem Gebäude ein Schachklub und seit 1996 ein Café untergebracht).
Im Jahr 1945 wurde die Stadt von der Roten Armee besetzt und Siedler aus der Sowjetunion und anderen Teilen Litauens zogen dorthin. Die alten Grabsteine mit deutschen Inschriften wurden umgedreht und die Namen der soeben Beigesetzten wurden darauf angebracht, meist in russischer Sprache. Das Museum für die Geschichte Kleinlitauens (MLIM) führt ein Verzeichnis der Beerdigungen von 1948-1959. Es gibt aber auch Erinnerungen an Bestattungen, die bereits 1964 stattfanden. Auf dem Friedhof sind ca. 40 000 Menschen beerdigt.
Im Jahr 1962 wurde beschlossen, das Gelände des Stadtfriedhofs zum Maxim-Gorki-Park mit einem monumentalen Denkmal des Schriftstellers Maxim Gorki umzugestalten.
Der Friedhof wurde im 8. Jahrzehnt des 20. Jh. zerstört. An seiner Stelle wurde 1977 der Skulpturenpark eingerichtet. Die endgültige Auflösung des Friedhofs dauerte bis 1985, da etliche Grabsteine gab es noch entlang der Trilapio-Straße.
Derzeit befinden sich in dem 10 ha großen Park 116 Werke der reifen Moderne von 61 Bildhauern zu verschiedenen Themen. Sie wurden im Rahmen von Symposien geschaffen, die über 15 Jahre hinweg in Smiltynė stattfanden.
Seit 2005 kümmert sich das Museum für die Geschichte Kleinlitauens um den Skulpturenpark.
Im Jahr 2023 wurde der ehemalige Stadtfriedhof – Skulpturenpark nach einer einjährigen Rekonstruktion eröffnet. Er erinnert an die französischen Kriegsgefangenen des Deutsch-Französischen Krieges (1870-1871), an die deutschen Soldaten des Ersten Weltkriegs, an die litauischen Soldaten der Zwischenkriegszeit und an die französischen, polnischen und belgischen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkriegs. In einem Teil des Parks, der näher an der Trilapio-Straße liegt, wurde ein Mahnmal zur historischen Erinnerung errichtet. Dazu gehören Grabsteine und Denkmäler, die beim Abriss der von Sowjets errichteten Gebäude auf dem Kasernengelände, jetzt das Gelände der Universität Klaipė, gefunden wurden, sowie Artefakte, die beim Wiederaufbau des Parks ausgegraben wurden. Den Eingang zum Friedhof-Skulpturenpark markiert ein symbolisches Tor.
Der 1992 errichtete Memelländer-Gedenkstein erinnert symbolisch an die bis Herbst 1944 auf diesem Friedhof bestatteten Bürger. Er wurde von der AdM (Arbeitsgemeinschaft der Memellandkreise e.V.) initiiert. Die AdM ist eine 1948 von Memelländern in Deutschland gegründete Organisation mit dem Ziel, die in Deutschland verstreuten Bürger des historischen Memellandes zusammenzuführen, ihnen bei der Suche nach Familienangehörigen zu helfen und ihre sozialen Probleme zu lösen (Wohnung, Arbeit, Schulen, Kindergärten usw.). Die Mitglieder der AdM veröffentlichten heimatkundige Werke in Deutschland und erinnerten an für das Memelland wichtige Ereignisse und Daten. Im Jahr 2011 übergab die AdM sein Archiv an die öffentliche Ieva- Simonaitytė Kreisbibliothek Klaipėda als Dauerleihgabe. Die AdM besitzt auch die Rechte an der Zeitung Memeler Dampfboot, der wohl bekanntesten deutschsprachigen Tageszeitung in Memel/Klaipėda bis zum Kriegsende. Die Zeitung erscheint jetzt (2025) einmal im Monat.