Das Bahnhofsgebäude von Tauragė

An der Straße Tremtinių kelio zieht das Bahnhofsgebäude mit seinen hellen Fassaden die Aufmerksamkeit der Passanten in Tauragė an. Das Gebäude wurde von Edmundas Alfonsas Frykas (1876–1944) nach den Traditionen des Klassizismus entworfen und in den Jahren 1927–1928 als prachtvolles Bahnhofsgebäude gebaut. Das Bauwerk hat bis jetzt seine authentischen Volumen und die Grundrißform beibehalten. Die von außen sichtbaren Metallteile sind auch unverändert geblieben. Im Inneren des Gebäudes – alte Bodenfliesen, Geländer, und hie und da hängen noch die alten emaillierten Informationsschilder.
Die Hauptfassade ist mit einem Zeichen, welches das Schild und die Säulen von Gediminas darstellt, verziert. In der Sowjetzeit wurde dieser heraldische Akzent verputzt, aber im Jahr 2003 bei der Renovierung des Gebäudes entdeckt und wieder freigelegt. Im Inneren des Hauses dominiert eine zweistöckige Passagierhalle. Vor dem Krieg waren in der zweiten Etage des Gebäudes die Wohnungen der Bahnbeamten. Hier leben immer noch Einwohner von Tauragė. Die Personenzüge halten hier schon einige Zeit nicht mehr.
Der Bahnhof und seine Bahnsteige sind die Zeugen von besonders schlimmen Momenten der Geschichte der Region Tauragė. Am 14. Juni 1941 wurden hier zum ersten Mal die Tierwagen für die Verbannten bereitgestellt. In den Jahren 1945–1953 zogen die Echelons vom Bahnhof nach Sibirien einige Male pro Jahr ab.
Um an diese Geschehnisse zu erinnern, wurde im Jahr 2003 an der Wand des Gebäudes eine schwarze, wie auch schwarz die Seite der Geschichte war, Gedenktafel aufgedeckt. In die Tafel sind die folgenden Worte eingraviert: „Am 14. 06. 1941 und in den Jahren von 1945 bis 1953 wurden vom Bahnhof aus die Bewohner Litauens massenweise in die Tiefe der Sowjetunion deportiert.“

Vorbereitet im Jahr 2018