Luisenhof

Koordinaten: 55.724673 21.160604

Objektadresse: Klaipeda, Litauen

Gemeinde: Klaipėda

Auf der anderen Seite des Flusses vor dem Bachmann-Hof befand sich die Kleine Aue und der Luisenhof, der dem Händler Wachsen gehörte. Der Luisenhof wurde im östlichen Teil der Stadt, am Ende der Lindenstraße, hinter der Eisenbahn, 1783 gegründet. Der Gründer war der Händler Christian Wilhelm Wachsen. An der Eisenbahn wurde der vom Händler Wachsen gebaute Wohnhaus des Hofs mit dem Bogenkellern gebaut. Das Grundstück des Gutshofs dehnte sich bis zum Fluss Dangė und wurde als Große Aue sowie als Wiese des Gouverneurs genannt (Kleine Aue – auf der anderen Seite des Flusses, zwischen der Stadtmühle und ehemaliger Ziegelei in Janischken). Christian Wilhelm Wachsen wurde etwa 1747 in Kolberg, in Pommern geboren und 1773 ließ sich in Klaipėda nieder und mit 26 Jahren wurde zum großen Bürger der Stadt und trat in die Händlergilde von Klaipėda ein. Am Fluss Dangė, auf dem Grundstück des Luisenhofs baute Ch. W. Wachsen die Ölmühle, Speicher und Trockenkammer für Leinsamen. Klaipėda war damals unter den Händlern, die sich mit dem Seehandel befassten, als der Hafen bekannt, der den größten Gewinn und die besten Perspektiven hatte. Damals blühte der Handel mit Holz, auch mit Getreide und Leinsamen. Die Hauptware, die Ch. W. Wachsen für den Markt gewählt hatte, war Leinsamen. Da der ganze Kai des Kurischen Haffs mit Sägemühlen bebaut worden war, die Holzprodukte für Export produzierten, kaufte Ch. W. Wachsen Grundstücke für sein Unternehmen am Fluss Dangė, außerhalb der Stadt, damit er hier seine eigene Anlegestelle einrichten könnte. Ch. W. Wachsen hatte einen speziellen Eingang, der vom Fluss Dangė bis zu seinem Grundstück am großen Speicher und an der Mühle führte, gebaut, damit es bequemer wäre, die Produktion aus dem Speicher direkt ins Schiff zu laden. 1779-1781 baute der Schiffsbauer Ch. Heinrich zwei Segelschiffe für Ch. W. Wachsen, eines von ihnen konnte sogar 400 Tonnen Fracht führen. Nach einem Jahr baute er für Ch. W. Wachsen noch ein Segelschiff. 1800 heiratete Ch. W. Wachsen eine sehr reiche Witwe Louise Witte-Schultze, die Tochter des Post- und Bankdirektors Johann Christian Witte. So wurde Ch. W. Wachsen zu einem der reichsten Leuten in Klaipėda. Er war gut gebildet und ein geehrter Mann. 1802 fand in seinem Haus in der Friedrich-Wilhelm-Str. 6-7 das Festmahl statt, an dem auch der preußische König Friedrich Wilhelm III., Königin Luise und der Kaiser Alexander von Russland teilnahmen. Christian Wilhelm Wachsen belebte 1803 wieder das Theater in Klaipėda.
Im 19. Jh. wurde der Gutshof und sein Teil von verschiedenen Eigentümern verwaltet. Der 1898 aus Frankental (Pfalz) angekommene Friedrich Kraus gründete auf dem Territorium des Luisenhofs, am Fluss Dangė die Aktiengesellschaft für Holzverarbeitung. 1900 wurde am Fluss Dangė gegenüber der Ziegelei die Furnierfabrik gebaut. Sie produzierte Platten für Möbel, Türen und Kasein. Es wurde auch geplant, die Platten des Schnitzfurniers für die Kisten der Zigarren zu produzieren. Der ganze Rohstoff – Schwarzerlen und anderes Holz – wurde aus Litauen eingeführt und der größte Teil der Produktion wurde in Deutschland realisiert. Vor dem Ersten Weltkrieg arbeiteten in der Furnierfabrik etwa 200 Mitarbeiter. 1917 kaufte die AG “J. Bruning & Sohn” aus Berlin diese Fabrik und die Furnierfabrik in Schmelz. 1919 änderten sich die Eigentümer nochmal, beide Furnierfabriken wurden vom holländischen Unternehmen “A. Bisdom u Zoon” aus Eindhoven gekauft. Der Brand im August 1923 vernichtete fast völlig die Fabrik, aber sie wurde schnell wiederaufgebaut und mit modernen Anlagen besorgt. 1925 arbeiteten in zwei Schichten 600 Arbeiter. In der Fabrik wurde spezielles Furnier “Deltim” für Flugzeuge und Segelflugzeuge hergestellt. Jeden Tag wurde bis zu 100 Kubikmeter Rohstoff verarbeitet und 30 Kubikmeter Produktion hergestellt. Diese Fabrik und das Unternehmen in Schmelz waren die größten Furnierfabriken in Osteuropa, die mit modernen Anlagen ausgestattet wurden. Die Fabrik funktionierte bis zum Zweiten Weltkrieg.

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